Aquarellmalerei, Hütte im Wald -Ausschnitt, Sabine Nögel

Freude am Aquarellmalen

Sabine Nögel

Aquarell ist eine der schwierigsten, aber auch beglückendsten Malarten. Geht es im ersten Schritt nur darum, Pigment und Wasser zu vermischen und dieses aufs Papier zu bringen, so stellt sich schon beim ersten Pinselstrich die Frage, wie dies gemacht werden kann. Wie viel Wasser ist zu nehmen, welche Farbe, wohin wird der Pinsel gesetzt – und überhaupt in welchem Duktus? Geht es um eine Fläche, einen Tupfen oder eine Linie? (Die drei Elemente, die es in einem Aquarell zu bewältigen gilt.)

Hat man den Anfang geschafft, den ersten Flecken fertiggebracht, so hat er rein gar nichts mit dem zu tun, was man malen wollte. Ist es nun eine Blume, der Anfang eines Baumes, ein Hügel oder gar ein Fluss? Und wenn es eines von diesen werden soll, dann stellt sich die nächste Frage, nämlich nach dem „wie“.

Welche Technik wende ich an? Lasierend, nass in nass, eine lockere, dynamische Pinselsprache, oder doch lieber abstrakt und muss ich deshalb mit viel Wasser darüber gehen?

So vieles gibt es zu beachten, zu können und zu wissen, dass einem ganz schwindelig davon werden kann. Über Komposition haben wir auch noch nicht gesprochen. Kann ich das Motiv genau so umsetzten wie es ist, oder muss ich etwas dazu erfinden, weglassen, verrutschen oder dramatisieren?

Aquarellmalerei, Sabine Nögel

Selbst ein alter Hase unter den Aquarellisten steht immer wieder von neuem vor diesen Fragen. Wenn ein Bild endlich im Fluss ist und der Pinsel übermütig über das Papier hüpft, geschieht es nicht selten, dass der nächste Strich verrutscht, die Farbe zu dick aufgetragen wird, oder die Idee ausbleibt, wie es weiter gehen könnte. Gerade, wenn man sich in Sicherheit wähnt, entzieht sich das Aquarell und man tappt hilflos vor der geschlossenen Türe der Kreativität und versteht nicht, warum man wieder am Anfang allen Tuns gelandet ist.

Hat man aber das Handwerk ordentlich gelernt, weiß Wasser und Pigment richtig zu steuern und kommt in den rechten Flow, das Aquarell in seiner ganzen Vielseitigkeit und Faszination zu nutzen, geschieht etwas Wunderbares: Man betritt eine Welt ohne Grenzen, eine Welt, in der ein Baum immer noch ein Baum ist, aber zudem noch etwas eigenes, überraschendes. Alles ist plötzlich möglich und man schafft mit dem Pinsel eine Dynamik, die Tiefen aus der eigenen Kreativität entstehen lässt, von deren Existenz man vorher kaum eine Ahnung hatte.

Wenig macht mehr Freude als diese Momente des Tuns, in denen all das frei zusammen fließt, was anfangs wie getrennte Stränge eines Seiles gewirkt hatte. Mit einem Mal ergibt alles einen Sinn und in diesen köstlichen Augenblicken entstehen Werke, die dem Schaffenden höchstes Vergnügen bereiten.

Um Zeugnis von diesem Tun abzulegen, sind die YouTube-Videos entstanden. Ob den Anfängern oder den Fortgeschrittenen, sie vermitteln allen das Wesen des Aquarells und auch wie man vom Motiv zum fertigen Bild gelangt. Mögen sie dem Interessierten einen Einblick in die schöpferische Kraft des Aquarells geben und auch darüber, wie viel grenzenloses Vergnügen auf denjenigen wartet, der sich dem Aquarell nähert, es meistert und für sich nutzt.

Jedem, der diesen Weg geht, wünsche ich von Herzen gutes Gelingen.

Sabine Nögel

Mehr findet Ihr auf meinem Youtube-Kanal https://www.youtube.com/channel/UCIv2hz2Gz0y7qpxmr5vTznQ

Die Kurse findet Ihr im Bereich Malerei oder unter den Tageskursen, zur Zeit biete ich dort Aquarell als Abenteuer an